Vision Zero
Soeben hatte ich noch auf der ADFC -Homepage der Grafschaft Bentheim einen Artikel zum Thema „Vision Zero“ verfasst, jetzt spürte ich hautnah, worum es dabei geht!
Ich war gestern mit meinem Klapprad auf dem Ootmarsumer Weg in Nordhorn unterwegs, einem für Radfahrer eigentlich sicheren Verkehrsweg (auf der Straße sind sogar viele Fahrradpiktogramme aufgebracht, um Autofahrer auf die gleichzeitige Nutzung durch Radfahrer zu erinnern). Nachdem ich mich ordnungsgemäß in den fließenden Verkehr eingeordnet hatte, geschah etwas, das mich fassungslos machte: Ein dunkler großer PKW mit EL-Kennzeichen überholte mich mit zügigem Tempo so knapp, dass es mich beinahe streifte, nur um sich unmittelbar noch vor mir in den laufenden Autoverkehr einzureihen. Ich musste jedoch hektisch zur rechten Seite ausweichen, um einen Kontakt zu vermeiden.
Noch immer empört über dieses gefährliche Manöver, wurde die Situation nur noch kritischer. Der emsländische Pkw musste plötzlich abrupt bremsen, da sein Vordermann unvermittelt langsamer wurde. Dabei wurde mir bewusst, wie riskant und rücksichtslos diese vorsätzlich erzeugte Situation war – nicht nur für mich als Radfahrer, sondern für alle, die auf der Straße unterwegs sind.
Leider erforderte die Verkehrssituation meine volle Aufmerksamkeit, sodass ich mir das Nummernschild des Autos nicht merken konnte. Am liebsten hätte ich den Fahrer zur Rede gestellt, um ihm die Gefährlichkeit seines Handelns vor Augen zu führen. Was mich jedoch am meisten bewegt, ist die Tatsache, dass dieser Weg auch von Kindern als Schulweg genutzt wird. Wenn solche riskanten Manöver bereits für mich als erwachsenen Radfahrer eine bedrohliche Situation darstellen, wie gefährlich könnten sie erst für ein Kind werden, das weniger Erfahrung und weniger Schutz im Straßenverkehr hat?
Ich konnte nicht mehr ruhig schlafen…
Diese Erfahrung ließ mich auch in der Nacht nicht los. Ich wachte nachts auf, immer noch beschäftigt mit den Bildern und der Anspannung des gestrigen Tages. Das Geschehene hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie dringend notwendig die „Vision Zero“ ist – die Idee, dass im Straßenverkehr kein einziger Mensch sein Leben verlieren oder schwer verletzt werden sollte.
Die Vision Zero ist kein unrealistisches Ideal, sondern eine notwendige Leitlinie, die sich an der Wertschätzung jedes einzelnen Lebens orientiert. Sie erinnert uns daran, dass Rücksichtnahme, Vorsicht und die Gestaltung sicherer Verkehrswege nicht optional sind, sondern eine gesellschaftliche Pflicht. Wir müssen alles daransetzen, Verkehrsunfälle zu verhindern – durch bessere Infrastruktur, stärkere Kontrollen und vor allem ein stärkeres Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer für ihre Verantwortung.
Der Vorfall gestern hat mir einmal mehr gezeigt, wie weit wir noch von dieser Vision entfernt sind. Doch er hat mich auch motiviert, mich weiterhin für sichere Straßen und eine echte Verkehrssicherheitskultur einzusetzen – damit niemand, ob Kind oder Erwachsener, auf dem Schulweg oder im Alltag Angst haben muss.
Radfahrer wurde (beinahe) von Auto erfasst. Es entstand kein Sachschaden.
… hätte in der Zeitung gestanden 😉
PS: Mir ist glücklicherweise nichts passiert. Ich konnte rechtzeitig reagieren. Aber ich würde mir wünschen, dass die Person in dem großen dunklen Auto mit EL-Kennzeichen diesen Artikel liest und ins Nachdenken kommt!