Na, wohin soll’s gehen?
Eigentlich wollte ich mit meinen Kindern eine Radtour um den Bodensee machen.
Während meine Kinder mit dem Zug anreisen wollten, plante ich die Anreise mit dem Liegerad durchzuführen.
Seit vielen Tagen hatten wir extrem heißes Wetter, so dass ich mir die Anreise mit dem Zug als sehr unbequem vorstellen konnte. Auch hörte man in den Medien immer wieder von Ausfällen der Klimaanlage in den Fernzügen! Das wollte ich mir nicht antun. Und eine solche Strecke reizte mich sehr.
Also packte ich mein kleines Zelt und Gepäck für eine längere Radtour und machte mich morgens früh in Neuenhaus, in der Grafschaft Bentheim, auf den Weg in Richtung Süden. Ich konnte im Grunde genommen nach meinem kleinen Kompass auf der Klingel immer in Richtung Süden fahren.
Oh – den kenne ich doch!
Zügig fuhr ich nach wenigen Kilometern an Nordhorn, unserer Kreisstadt direkt an der niederländischen Grenze, vorbei und befand mich schon auf der Baumwollstrasse in Richtung Bad Bentheim, als aus einer Seitenstraße eine größere Gruppe von Radfahrern ebenfalls auf meinen Radweg einbog. Ich erkannte sogar einen der Mitfahrer in dieser Gruppe und grüßte ihn lachend. Er wusste, dass ich ein begeisterter Radfahrer bin und rief mir daher wohl ernsthaft interessiert zu: „Na, wohin soll’s gehen?“
An meinem Gepäck konnte man unschwer erkennen, dass ich nicht nur eine kurze Radtour machen wollte.
Und ohne lange nachzudenken, antwortete ich ihm mit strahlendem Gesicht: „Zum Bodensee“!
Ohhhh – am liebsten hätte ich diese Antwort sofort zurückgenommen, wenn ich es gekonnt hätte. Na ja – ihr könnte euch die Reaktion sicher vorstellen. Schallendes Gelächter von allen Radfahrern der Gruppe.
Das konnte man ja nicht glauben! Was haben die Radfahrer sich wohl gedacht?
„Dieser Spinner?!“ – oder „Angeber – der will uns wohl veräppeln?!“
Auf jeden Fall haben die mich wohl für verrückt erklärt! Und ich fand mich selbst peinlich!
Ich hatte in diesem kleinen Moment nicht realisiert, dass der Bodensee eben nicht nur wenige Kilometer entfernt war, sondern schon mit dem Auto ca. 750 Kilometer. Aber in meinem Kopf, hatte sich natürlich nur „Bodensee“ als ein für mich realistisches Teilziel verfestigt. Und das war eigentlich nicht viel, wenn man an die sich anschließenden Etappen denkt. Letztendlich waren es an diesem Tag sogar (nur) 180 km, die ich fahren würde! Und letztendlich hat sich aus dieser „Teststrecke“ zum Bodensee dann auch meine Radtour nach Jerusalem ergeben. Aber das war natürlich bisher nur in meinem Kopf, und noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Und – den ganzen Hintergrund der Reise wollte ich mit meiner Antwort nicht breittreten.
Der Bodensee war für mich auch nur der halbe Teil der tatsächlich absolvierten Reise. Ich bin sogar auch wieder mit dem Rad vom Bodensee im großen Bogen durch die neuen Bundesländer wieder zurückgefahren.
Auf meinem YouTube Kanal kannst Du diese Reise nacherleben!
»Radfahren – Denken in Bewegung«.
„Netzfund“