Liegeräder und Pferde…
Liegeräder sind einfach anders. Menschen reagieren in der Regel begeistert, belustigt, auf jeden Fall lachen die Menschen mich an, wenn ich ihnen mit meinem Liegerad entgegenkomme. Bei Tieren ist das anders. Gereizt oder scheu sind sie, je nachdem… Liegeräder und Pferde sind nach meinem Gefühl echte Gegensätze!
Brevet in den Niederlanden
Ich blinzelte in die grelle Morgensonne. Sie blendete meine noch empfindlichen Pupillen. Ich nahm an einer Langstreckentour durch die Niederlande teil. Gestern am späten Abend war unser Fahrerfeld von ca. 30-40 Rennrädern – und wenigen Liegerädern in die Dunkelheit gestartet. Ich war anfangs in einer Gruppe, später dann überwiegend alleine auf meinem Liegerad gefahren. Eine Müdigkeit machte sich inzwischen in meinem Körper bemerkbar. Ein komisches Gefühl, es war kalt und trotzdem schwitzte ich sogar. Ich hatte mich für die Nacht warm angezogen und pedalierte einsam dem beginnenden Tag entgegen.
Radfahren ist für mich Meditation in Bewegung. (Bert van Radau) |
Inzwischen war ich in der Nähe vom Ijsselmeer angelangt. Die Strecke ging am Deich entlang, es war noch früh am Morgen – wenig los auf der Straße. In der Ferne sah ich ein Pferdekutsche mit zwei Pferden entgegenkommen. Mal versteckte die Sonne sich hinter dem Gefährt, dann blendete sie mich wieder heftig. Eine tolle Atmosphäre nach einer langen durchfahrenen Nacht und ich genoss die Stimmung. Es wurde langsam Tag. Mit einer gewissen Neugier beobachtete ich das in leichtem Trab entgegenkommende Pferdegespann.
Davor hatte ich immer Angst…
Ungefähr 20 Meter vor unserer Begegnung drängten plötzlich die Pferde ängstlich von der Straße auf den Deich. Die beiden Kutscher in ihren feinen Monturen konnten sich in der Schräglage auf der Kutsche nicht mehr halten und rutschten fast zeitgleich zur Seite von der Kutsche ins Gras und dann die Böschung hinab. Die Kutsche drehte sich und kam wieder in der Schräge zu stehen. Die Pferde hatten jetzt Tempo aufgenommen und stoben mit ihrer unbemannten Kutsche davon. Die Kutscher sahen entsetzt den davonbrausenden Pferden hinterher. Wäre ich nicht unmittelbar beteiligt, dann hätte man lachen können.
Ein „gebasteltes“ Bild zum Thema „Liegeräder und Pferde“
Konnte ich helfen?
Ich stoppte mein Liegerad abrupt und schaute mir hilflos diese Situation an. Ich wollte sofort helfen. Mein Hilfsangebot, mit meinem Liegerad die Verfolgung der flüchtenden Pferde aufzunehmen quittierten die Kutscher nur mit einem verächtlichen und genervten „abwinken”, war ich, bzw. mein Liegerad wohl der Auslöser dieser Reaktion bei den Pferden. Und ich realisierte, dass die Pferde erst recht nicht stoppen würden, wenn ich ihre Verfolgung aufnähme. Langsam trotteten die beiden Kutschenfahrer, lauthals schimpfend und wild gestikulierend, dem davonlaufendem Kutschengespann hinterher. Meine Anwesenheit war eindeutig nicht gewünscht. Ich musste zwangsläufig meine Reise fortsetzen. Ein schlechtes Gewissen beschäftigte mich die gesamte weitere Tour. Wie hat sich die Situation wohl entwickelt oder aufgelöst? …
Erkenntnis: Pferde sind Fluchttiere und neigen zu entsprechendem Verhalten-insbesondere gegenüber den untypischen Liegerädern!
Das muss man als Liegeradfahrer wissen! Liegeräder und Pferde sind mit äußerster Vorsicht zu genießen. Inzwischen halte ich an, wenn ich beispielsweise Reitern begegne oder sie überholen will. Ich spreche die Reiter/in an, und erhebe mich als Liegeradfahrer. – je nach Situation. Ich will, dass auch die Pferde erkennen, dass sie es mit einem Menschen und nicht mit einer unbekannten Gefahrenquelle zu tun haben.
Hunde sind anders…
Im Gegensatz zu Pferden reagieren Hunde total anders. Und diese Unterschiede werde ich in einem der nächsten Artikel beschreiben.
4 Gedanken zu „Liegeräder und Pferde…“
Das hast dus wunderschön geschrieben 👍
Ohhhhh dankeschöööööön 🙂 liebe Grüße auch an Gerda – und an alle niederländischen „Fietsers“! Bleibt Gesund!
Ich fahre viel mit meinem Trike im Münchner Norden. Hier gibt es nicht wenige Pferdehalter. Ich kann deine Erfahrung nur bestätigen. Kommt mir ein ReiterIn oder eine handführte Gruppe entgegen, fahre ich sofort an den Rand u. halte an. Fast immer bedanken sich dann auch die Begleitpersonen.
P.s. dein Bericht ist super
Dankeschön für Dein Feedback 🙂
ja – solche Situationen sind nicht ungefährlich. Aber inzwischen weiß man um die Gefahr, und kann sich entsprechend verhalten. In der Situation damals war ich aber schon sehr unsicher und ich fühlte mich überhaupt nicht wohl als Verursacher dieser Situation.
lg nach Bayern.