Karfreitags-Liegerad-Tour – nur diesmal virtuell!
Seit mehr als 10 Jahren fahren wir an jedem Karfreitag nach Nijeveen. Ein kleiner, eigentlich unbekannter Ort, wenige Kilometer nördlich von Meppel, mit einer kleinen Besonderheit in der Dorpstraat. Wenn man es nicht wüsste, würde man glatt daran vorbeifahren! Aber für uns ist es das Ziel unserer jährlichen Karfreitags-Liegerad-Tour: „Nazca“ das in der Liegeradszene bekannte Liegeradgeschäft. Ausgangspunkt für unser alljährliches Event, auf das wir in jedem Jahr hin fiebern, wie Jugendliche auf die erste Zigarette in ihrem Leben.
Start in Neuenhaus
Es ist 09:30 Uhr. Die ersten Teilnehmer treffen auf dem K&K Parkplatz in Neuenhaus ein. Der zentrale Ausgangspunkt für unsere Unternehmung. Inzwischen ist klar, wie viel Teilnehmer sich für dieses kleine Event angemeldet haben. Je nach Wettersituation vor Ostern melden sich zwischen 6 und 15 Personen, die entweder das Liegeradfahren erlernen wollen oder sich bei Nazca auf ein unbekanntes neues Liegeradmodell setzen und es ausprobieren wollen.
Es ist noch frisch und man fröstelt noch ein wenig bei der Begrüßung der Teilnehmer, die sich das erste Mal dieser Gruppe anschließen. Ich gebe noch Erklärungen zur Organisation und zum weiteren Ablauf der Karfreitags-Liegerad-Tour an die Teilnehmer weiter. Jetzt fahren wir in Fahrgemeinschaften nach Emlichheim. Weitere Teilnehmer schließen sich an und dann fahren wir mit zwei bis vier Autos im Konvoi in Richtung Niederlande. Wir brauchen etwas mehr als eine Stunde für die Anreise.
„Lekker Koffie“
Es ist kurz nach 11:00 Uhr. Eine erlebnishungrige und unerschrockene Gruppe stürmt das kleine Ladenlokal von Henk und Monique in Nijeveen und es sieht so aus, als wenn sich alle nur wegen eines gemeinsamen Kaffeetrinkens auf den Weg gemacht hätten. Alle nehmen begeistert eine Tasse „Koffie“ in Empfang und betrachten wie zufällig die in dem kleinen Ladenlokal bereitgestellten Liegeräder.
Auf Anhieb nimmt man nicht einmal die vielen kleinen Unterschiede wahr, die es festzustellen gibt. Untenlenker, Obenlenker, UDK Lenker, und alle Räder sehen halt deutlich anders aus, als man Fahrräder sonst kennt.
In diesem Jahr stehen sogar eine Anzahl Liegeräder vor dem Geschäft bereit, schon vorjustiert und eingestellt auf die unterschiedlichen Größen und Beinlängen der Teilnehmer. Diese Vorabinformationen hatte ich schon im Vorfeld bei der Anmeldung für diese Karfreitag-Liegerad-Tour hinterfragt, um dem Besitzer Henk eine Chance zu geben, die Übergabesituation der unbekannten Liegeräder ein wenig geordneter zu gestalten.
Anfänger dieser Tour bekommen jeweils die Obenlenker, Wiederholungsteilnehmer die Unten- und UDK Lenker (um die Knie Lenker). Das hat sich seit Jahren bewährt, wenn mehrere Teilnehmer zum ersten Mal auf einem Liegerad sitzen.
Es geht los!
Während unsere Gruppe noch eine weitere Tasse Kaffee ordert, setzen sich die ersten Teilnehmer auf die Liegeräder und versuchen mit Hilfestellung so langsam das Gleichgewicht auf einem so ungewöhnlichen Gefährt zu halten. Denn Nazca hat ausnahmslos zweirädrige Liegeräder und keine im heutigen Stadtbild schon öfter wahrzunehmende Liegedreiräder im Angebot.
Es dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde, bis sich alle Teilnehmer einigermaßen sicher, wie aufgefädelt in einer längeren Reihe aus dem kleinen Ort herausarbeiten.
Wir radeln jetzt in Richtung Giethoorn (das sogenannte „holländische Venedig“). Zuerst noch ein wenig zaghaft, nach und nach stellt sich dann bei allen Teilnehmern ein breites Liegeradgrinsen ein. Das Signal, dass nun alle Fahrer die Vorteile eines Liegerades erkannt haben.
Auf dem Hinweg radeln wir noch an Giethoorn vorbei. Es ist jetzt noch zu schwierig für die meisten Teilnehmer, sich durch die schmalen Wege und über die Brücken dieses malerischen Ortes mit einem noch so unbekannten Gefährt zu bewegen. Auf dem Rückweg sieht das womöglich schon anders aus!
Inzwischen haben wir Mittag. Wir erreichen Blokzijl. Wenn man in den Ort hineinfährt, ist man überrascht, einen Hafen im Centrum vorzufinden. Vor vielen Jahren, lag Blokzijl wohl noch direkt am Ijsselmeer. Heute ist es ein Ort, der mitten im Landesinnern liegt und noch immer diesen Hafen aus der Vergangenheit vorzuweisen hat.
Wir kehren ein und genießen den leckeren „Pannekoeken“ und wiederum leckeren niederländischen „Koffie“.
Mit dem Liegerad auf die Fähre
Es geht weiter über Jonen bis zu einer kleinen Fähre. Für etwas mehr als einen Euro setzen wir über und radeln dann durch Moor- und Polderlandschaften zurück bis zu unserem Startpunkt. Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder in Nijeveen angekommen.
Henk und Monique freuen sich, wenn wir ohne Sturz oder irgendwelche Blessuren zurückgefunden haben. Ein jeder verabschiedet sich wehmütig von seinem Vehikel, welches man am liebsten mitnehmen würde und der ein oder andere erkundigt sich vorsichtig vielleicht noch einmal nach dem Kaufpreis.
Anm.: Inzwischen konnten sich schon mehrere Teilnehmer für einen Kauf eines Liegerads entscheiden 😉
Wir setzen uns wieder in unsere Autos und fahren zurück. Heute war es nur eine virtuelle Liegeradtour, aber wir freuen uns schon jetzt wieder auf den nächsten Karfreitag – ohne Corona! 🙂
Radfahren kommt dem Flug der Vögel am nächsten! |