Von Neuenhaus nach Gomel in Weißrussland
Die zweite Etappe: Berlin – Gnesen – Plock – in einem großen Bogen an die Grenze von Weißrussland und wieder zurück nach Warschau. 1285 km auf dem Liegerad. Und das bei extremen Wetterverhältnissen!
Morgens um sieben Uhr zeigte das Thermometer schon über 20 Grad.
Pünktlich um 08:00 Uhr war ich in Berlin am Brandenburger Tor gestartet. Super Wetter. Morgens um sieben Uhr zeigte das Thermometer schon über 20 Grad Celsius. Großstädte wie Warschau eignen sich für Radfahrer nur als Ziel, nicht aber als Durchfahrtsstrecke. Je näher man an sie heranfuhr, umso stärker wurde der Autoverkehr. Daher umfuhr ich Warschau auf meinem Weg von Berlin nach Weißrussland sehr großräumig. Allerdings wurde die Streckenführung auch schwieriger, wenn man sich quer zur Fahrtrichtung aller anderen Verkehrsteilnehmer orientiert. So musste ich mich jetzt, trotz Karte, häufiger nach der Wegstrecke erkundigen. Und Weißrussland wird als Ziel für einen Radfahrer überhaupt nicht verstanden? !
Auf dem Weg nicht nur nach Weißrussland sind Taxifahrer immer die kompetentesten Helfer.
Ich wunderte mich immer wieder über die geringen Ortskenntnisse von Fußgängern. Aber inzwischen war ich wohl schon so weit in Richtung Belarus unterwegs, dass der Taxifahrer auf meine Frage nach der Richtung nur kopfschüttelnd zurück in Richtung Warschau zeigte. Dieser Empfehlung hatte ich mich zunächst noch einmal widersetzt und fuhr bis zum nächsten Ort weiter in östliche Richtung.
„Was wird eigentlich nur den ganzen Tag quer durch Europa gekarrt?“
Diese Frage stellte ich mir immer wieder!
Kurz vor der Grenze überholte ich eine mehrere Kilometer lange Lkw-Schlange, die bei der extremen Hitze aus irgendeinem Grunde zum Stehen gekommen war. Nahezu alle Fahrer ließen die Motoren laufen, um ihre Klimaanlagen zu nutzen. Ein jeder Fahrer schaute aus seinem Führerhaus bewundernd auf mein Liegerad hinab und feuerte mich mit Hup- oder durch Handzeichen an. Ich dagegen konnte nicht einmal mehr lachen. Die Luft war so blei- und abgasbelastet, dass ich einen fiesen, metallischen Geschmack im Hals verspürte.
Ich war extrem genervt und gestresst. Eine Bar hatte ich unterwegs sogar wegen der Lautstärke der vorbeifahrenden LKW und der lauten Discomusik verlassen. Was für ein Wahnsinn!
Ich hatte “die Schnauze voll”!
“Was wird eigentlich nur den ganzen Tag quer durch Europa gekarrt”, kam es mir in den Sinn? Wie häufig habe ich brenzlige Situationen auf meiner Tour erlebt, nur weil Toilettenpapier von West nach Ost oder von Ost nach West transportiert wurde?! – Ich hatte “die Schnauze voll” und drehte um in Richtung Warschau. Die zweite Etappe war geschafft.
Wie es weitergeht kannst Du in meinem Buch: „Die außergewöhnlichen Radtouren eines Bürokraten“ lesen. Dort findest Du nicht nur Reisegeschichten, sondern auch lustige Geschichten auf dem Rad, sowie Tipps und Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Rädern.